Archive for the ‘Kultur’ Category

Aus gegebenem Anlass

Samstag, November 24th, 2012

Dank ihm kann ich die wichtigsten Akkorde auf der Gitarre zupfen. Und habe früh erkannt, dass ich nicht in dieser Stimmlage singen kann. Und musste deswegen auf einen Capodaster sparen.
Ich hoffe, dass auch meine Kinder einmal wissen, wer Mani Matter war. Auch, weil manche motieren, dass Lieder auf Schweizerdeutsch in Kindergärten und Schulen abgeschafft werden sollen. Dabei war das Singen meine Lieblingsstunde in der Primarschule. Unsere Lehrerin hat die Liedtexte jeweils mit dem Matrizendrucker vervielfältigt. Ich kann mich noch an den Geruch des Papiers und das Schriftbild in bläulicher Farbe erinnern. Seine Lieder sind Berndeutsch. Leicht abweichend vom väterlichen Solothurnerdeutsch damals schon fast eine Fremdsprache für mich. Und dann tauchte ich ein in die Welt von Sidi Abdel Assar, dem Eskimo, Hansjakobli und Babettli, Ferdinand, Lotti und dem schnellen Fritz.

Manchmal frage ich mich, worüber der Mani Matter heute singen würde? War er doch schon vor 40 Jahren aktueller am heutigen Zeitgeist als manche Politgrössen es je sein werden.

RauschDichten@Musigbistrot

Dienstag, Januar 27th, 2009

Renato Kaiser, originally uploaded by kusito.

Das Fräulein Chnübli war gestern RauschDichten und will nun mehr.

Ich muss nun nicht mehr weiter nach einem Montagsdate suchen. Ich werde nämlich künftig des Öfteren im Musigbistrot in Bern den Wortspielen der Slampoeten Renato Kaiser, Sam Hofacher und Christoph Simon lauschen.

Nachdem ich mich zuerst einmal zünftig verirrt hatte und die 2 Minuten bis zum Musigbistrot verzehnfachte, war es wieder an der Zeit, dass ich meinen Magen und meine Ohren – kurz gesagt MICH – etwas verwöhnte. Es war sozusagen mein erstes kulinarisches wie auch kulturelles Ereignis seit ich nun hier in Bern wohne.  Und gelohnt hat es sich definitiv. Die Künstler des gestrigen Abends haben es tatsächlich geschafft, mich zu überraschen. Soviel Spielerei mit Wörtern, die Gefühle von Freude und Begeisterung bis Bedauern und Schamgefühl hervorrufen konnten, war mir schon lange nicht mehr begegnet.

Und natürlich hoffe ich, dass sich unter den Gastpoeten auch weibliche Slammerinnen befinden werden und wenn sie es ganz gut machen, dann tritt vielleicht einer meiner Lieblingspoeten, der „Gauner“ auf.

Leider ist das Essen etwas zu teuer für mein Budget, aber dank des abgesagten Peter Fox-Konzert im Kofmehl kriege ich noch Geld zurück, das ich nun besser investieren kann.

Am Slam08 in Zürich hatte ich es noch bedauert, dass wegen meiner Berlinreise das Finale nicht sehen konnte. Aber mit dem montäglichen Veranstaltungen im Musigbistrot werde ich mich nun regelmässig von Slam Poetry berauschen lassen können.

Weitere Infos und alle Links zum Abend findet Ihr in meiner Kolumne auf StudiSurf.

I hate and I love

Freitag, Mai 16th, 2008

Wer auch nur entfernt an Klassik und choralen Gesängen interessiert ist, sollte sich heute Abend in Bern das Abschlusskonzert von Der CHOR nicht entgehen lassen.

Die Thematik des Hasses und der Liebe passte so hervorragend in mein momentanes Stimmungsbild, dass ich die Stücke gestern regelrecht in mich hineinfliessen liess.

Während Robert Schumann noch die freudigen Seiten der Liebe betonte, wurde es im Mittelteil durch Dominick Argentos atonales Arrangement beinahe bedrohlich düster. Es erinnerte mich stark an das Unbehagen, das ich im Musikunterricht bei Schoenbergs 12-Ton-Technik empfand. Umso erstaunlicher, wie professionell der Laienchor diesen wahrlich schwierigen Teil meisterte. Die Gesichter der Chormitglieder zu beobachten, während sie mit „Wretched Catullus“ die Schallwellen in Gang setzten, entschädigte für jeden komponistisch gewollten Misston.
Mit Johannes Brahms kamen auch die Solisten. Vor allem Caroline Hilti stach klar hervor. Obwohl alle Solisten die Töne trafen, war sie die einzige, die man auch verstand. Ich bin ein absoluter Chorlaie, finde aber, dass man den textlichen Inhalt eines deutschen Stückes sehr wohl hören und ihn nicht in der Melodie untergehen lassen sollte. Umso besser gelang dies dem Chor und so war es ein Konzertabend, der sich gelohnt hat und mit Abstand der beste Laienchor, den ich je gehört habe.

Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris.
Nescio. Sed fieri sentio et excrucior.

(Gaius Valerius Catullus)

Simple Voicing

Samstag, April 21st, 2007


Die Vermittlungsagentur „simple but voicing“ nimmt jeden Kundenwunsch entgegen. Und so spielen sie während des Abends für den Club der gebrochenen Herzen, im Seniorenheim, auf einer Nationalfeiertagsveranstaltung oder im Jaszzclub. Mit Witz und Charme überzeugen die Herren ihre Kundschaft am Telefon davon, dass beim Streichquardett einer gestrichen würde und stattdessen ein Vocaltrio viel besser zur gewünschten Veranstaltung passen würde.

Das fand das Publikum auch. Es überzeugten die 3 Solothurner nicht nur ihre angereisten Fans, sondern auch das Berner Publikum im Theater am Käfigturm. Sowohl Schauspielkunst wie auch Gesang waren vom Feinsten, in Kombination einfach unschlagbar – ich gebe zu, als Fan bin ich einfach nicht objektiv genug.

Ich wollte schon lange einmal wissen, was für ein tolles Gefühl es sein muss, bei einer Ballade einen tiefen Blick des Sängers zu erhaschen. Ich weiss es leider immer noch nicht, aber die beiden anwesenden Freundinnen, die schöne Tierärztin und Sändy, werden mir sicher noch ausführlichen Bericht erstatten müssen. Aber ich war so oder so glücklich, hatte ich doch am Nachmittag die ultimativen Schuhe zu meinem Tangokleid gefunden und bewunderte halt ein bisschen meine Füsse.

Die ganze Truppe traf sich danach noch im Kornhauskeller, wo je nach Grüppchen über den Sinn des Lebens, Erlebnisse zellbiologischer Natur und der Möglichkeit, einen Tag im anderen Geschlecht zu verbringen diskutiert wurde.

Ein Drittel von Simple Voicing, mein Bruder, Sändy und ich landeten zu später Stunde dann noch in der Piano-Bar in Solothurn, wo mit einer Runde Pizza der gelunge Abend einen würdigen Abschluss fand.

Meine Füsse schmerzen übrigens nur ein bisschen, was für neue Frauenschuhe nach einem Gewaltsmarsch durch halb Bern ein absolut gutes Qualitätsmerkmal ist.

sich was Gutes tun: Museumsnacht

Sonntag, März 25th, 2007

Eigentlich hätte ich ja am Samstagmorgen früh aufstehen müssen. Mein Vater feierte Geburtstag und der Frühaufsteher hätte sehr gerne nach dem gemeinsamen Brunch noch etwas mit der Familie unternommen, bevor wir abends am grossen Festschmaus schon wieder richtig lecker verwöhnt worden wären. Das Wetter machte uns aber einen Strich durch die Rechnung und da ich eh schon in Bern war, wollte ich noch an die Museumsnacht.

Ich kenne nur einen Mann, der mich mit Freude an einen solchen Event nur der Kultur wegen begleiten würde und glücklicherweise nahm er sich die Zeit.

Das Programm ist äusserst vielfältig und eine Nacht allein reicht nicht aus, sich alles anzuschauen. So starteten wir im Alpinen Museum, dem Ort, wo ich mit Mr. Meteoman damals an meiner allerersten Museumsnacht so feine Suppe schlürfen konnte. Dieses Mal gab’s statt Suppe Racelette und Rösti und wir flüchteten vor dem Käsegeruch rasch ins Museumsinnere. „Gletscherfieber“ nannten Werner Aeschbacher und Martin Hägler ihren Mix aus Schwyzerörgeli und einem Tisch voller zusammengebastelter Instrumente. Grandios. „Wie aus einem David Lynch-Film“, meinte der Matrose treffend.
Den dramatischen, klimabedingten Rückgang der Gletscher interessierte nicht nur uns, der Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu meiner Überraschung traf ich einen ehemaligen Geographie-Prof vom GIUB. Lieber Mr. Meteoman, erinnerst Du Dich an ein grün eingefasstes Buch über Europa und die zur Industrialisierung wichtigen Bodenschätze? Ich soll Dir auf alle Fälle Grüsse bestellen.

C’est belge, c’est bon: moules et frites. Weil in der Kunsthalle der Bluesbueb seinen Auftritt hatte, waren im Zelt davor Plätze frei und die bestellten Miesmuscheln wirklich lecker. Als Überraschung zauberte der Matrose noch einen süffigen Weisswein aus der Manteltasche und ich war circa eine Stunde lang wunderbar berauscht und zufrieden.

Das Angebot der Museumsnacht ist so gross, dass man unmöglich alles geniessen kann. Allein schon das Historische Museum stellte in 15-Minütigen Führungen verschiedene Schätze vor und die Zeit verging wie im Flug.

Kurz vor Mitternacht tauchten wir in Geisterwelten im Berner Münster ein. „Die Hand Gottes“ liess es silbern regnen und man konnte sich unter dem „Himmlichen Hof“ (ja, ohne „s“ geschrieben) liegend von den Strapazen der Museumsnacht erholen.

Auf der Suche nach einem starken Espresso, landeten wir schliesslich im Erlacher Hof. Der Berner Stadtpräsi hat wirklich noch ein kuhles Bild in seiner Bürowand. Leider haben wir uns nicht getraut im Sitzungszimmer die Schublädchen vom grossen Sekretär zu öffnen und die anwesende überschminkte Hausfrau in Securitas-Uniform Sicherheitsbeauftragte hatte auch keine Ahnung. Dafür erkannte ich das freche Grinsen von einer schlööfenden, T-Shirt produzierenden Bernerin, die ich schon lange einmal live treffen wollte.

Obwohl die Museumsnacht bis 02:00 dauern sollte, wurde überall schon abgeräumt und trotz intensiver Suche mussten unsere Espressi wohl bis Solothurn warten.
Aber auch in der Landhausbar hatte die Kaffeemaschine schon Feierabend. So mussten der Matrose und ich wohl oder übel noch etwas Alkoholisches einen gesunden Schlummertrunk bestellen.

Die Museumsnacht hat sich wieder einmal gelohnt und dank der richtigen, Kunst und Kultur interessierten Begleitung, mein intellektuelles Highlight im bisherigen 2007.