Posts Tagged ‘kribbeln’

Der erste Kuss

Donnerstag, Juni 8th, 2006

Dass ich eine gewisse Zuneigung für Bassisten empfinde, liegt nicht nur daran, dass der Kuno jetzt auch einer ist. Mit süssen 16 ging ich öfters ins Probelokal einer, wie ich damals fand, megacoolen Band aus der Region. Weniger der Musik wegen, denn der Musiker oder sollte ich etwa sagen – wegen des Bassisten-

Ich kann mich heute nicht mehr erinnern, was die Jungs so für Musik aus ihren Instrumenten herausquälten, ich weiss nur noch, dass der Bassist die unglaublichsten Hände hatte, die ich in meinen bisher unschuldigen und unberührten Tagen je gesehen hatte. Riesige Hände, feingliedrig und gepflegt – der Wahnsinn. Glücksmomente pur, wenn er meine Hände fasste, um mir den richtigen Rythmus beim Djembéspiel beizubringen, meine Arme berührte oder meine Wangen streifte beim Abschied. Es versteht sich, dass ich alle Auflagen meiner Eltern bedingungslos akzeptierte, nur damit ich ihn an ein Jazzkonzert begleiten konnte (oder ich wusste einfach damals schon, dass mein Däddy, während das Sportpanorama im TV läuft, empfänglicher und milder gestimmt war).

 

Das Jazzkonzert war nicht schlecht – musikalisch – es sollte aber auch gar nicht das Highlight an diesem Abend sein. Ich wusste, ‚heute küsst er mich‘. Nicht einmal tausendundeins Sorgentelefone mit meiner besten Freundin konnten meine Aufregung mindern. ‚Der merkt sicher, dass ich gar nicht küssen kann‘, die Angst wurde immer grösser. Der Heimweg, Geplauder über Musik – jeder dunkle Hauseingang war eine potentielle Kuss-Location – doch er machte keine Anstalten, ‚ach herrje, er findet mich sicher doof‘.

Dann kam unsere Haustüre. ‚Warum sind wir denn schon zuhause, warum kann ich nicht weiter weg wohnen, WARUM NUR?‘ Er sagte ganz brav tschüss mit 3 Küsschen. In dem Moment öffnete meine Mutter das Fenster im 2. Stock – ich befürchtete schon erwischt zu werden, aber sie hat Gott sei Dank nur gelüftet. Auch mein Bassist war erschrocken und zog mich plötzlich ins Dunkle und drückte mich an die Hauswand. Und dann, endlich, mein erster Zungenkuss – und der hatte nicht nur grosse Hände sondern auch grosse weiche Lippen und eine grosse Zunge und … – ok lassen wir das. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn ich einfach ein Leben lang nur küssend hätte dastehen müssen, mein Kopf von seinen Händen gehalten, seine Lippen, die an mir knabberten… wunderbar. „Wow, du kannst fantastisch küssen“, sagte er. ‚Yes!‘ Er hatte nichst gemerkt. Seither bemühe ich mich, diesem Kompliment immer wieder gerecht zu werden.

Warum ich heute diese alte Geschichte ausgrabe? Mein Bassist sass vorhin in der Stadt am Tisch neben mir… er hat immer noch wunderschöne Hände. Leider hat er sein erstes Groupie nicht wiedererkannt… Musiker!