Als Teenager erkennt man das Privileg, in einem der ältesten Häuser der Stadt aufwachsen zu dürfen, nicht unbedingt. Vor allem, wenn man die Ausgangslimite wieder einmal zeitlich weit strapaziert hat und jede der knarrenden Holzdielen der Treppe einzeln herausreissen und im Cheminée verfeuern könnte.
So richtig zum Teenagerschreck wurde das Haus beim ersten richtigen Freund. Unkrontrolliertes Stöhnen wurde damals sicher bis zum Nachbarhaus gehört. Aber damals fehlte sowieso jegliche Körperbeherrschung, zu neu war das alles und zu aufregend.
An Lustbefriedigung war also nicht zu denken und so mussten sich mein Freund und ich etwas anderes überlegen. Durch einen tolpatschigen Zufall fanden wir den perfekt Schall-isolierten Raum im Haus: den Estrich. Es hatte nämlich ein Familienmitglied die Rolltreppe hochgefahren während ich noch oben war. Ich konnte sie selber nicht mehr öffnen und mein Rufen blieb auch lange ungehört.
Die Qualität der Isolation wollten mein Freund und ich am nächsten Wochenende unbedingt testen. Er hatte mir inzwischen auch gezeigt, wie die Rolltreppe von oben her wieder ausgefahren werden kann. Vor lauter Vorfreude hatte ich mir gar nicht überlegt, dass uns da oben zwar Teppichboden aber keine Matratze oder sonstigen horizontalen Beischlaf-freundlichen Unterlagen erwarten würde. Als topfitte, hormonbeladene Teenager schien uns das damals auch nicht wirklich ein Kriterium, um auf die Saft-Tauschbörse zu verzichten.
Wie schmerzhaft sich Teppichboden anfühlen kann, wenn die Knie schon fast bluten und sich Dekubitus-ähnliche Stellen am Steiss bilden, das sollte mir schon einige Stunden später bewusst werden. Glücklicherweise aber fanden wir in der hinteren Ecke des Estrich den Friedhof der Kuscheltiere meiner kleinen Schwester, die es sich damals zu ihrem Lebensziel gemacht hatte, jeden Monat ein neues Plüschtierchen von den Eltern zu erzwängeln. Mein Freund bastelte uns ein wunderbares Bett aus Plüsch und die Liebesnacht konnte in die Verlängerung gehen.
Dass Plüschtiere nicht nur zum Draufliegen, sondern auch für diverse Spielchen missbraucht werden können, lernte ich in dieser Nacht übrigens auch. Besonders eine weisse Robbe mit damals noch erlaubter, kindermund-gefährdeten Plastiknase, erwies sich als stimulierendes Spielzeug.
Diese Nacht, obwohl sie toll war, hatte ich fast vergessen, bis ich heute im Eingangsbereich meiner Eltern über jede Menge Gerümpel klettern musste, der morgen auf dem Flohmarkt verkauft werden soll. Und was denkt Ihr, was ich da fand?