Heute in einer Woche entscheidet sich, wessen Wahlkampf am erfolgreichsten war. Meinen sie zumindest, die Parteien. Denn der Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung geht es genau wie mir und schaut kopfschüttelnd auf den Berg Wahlprospekte vor sich auf dem Tisch und traut der Ehrlichkeit der vor sich hin lächelnden Hochglanz-Fotis sowieso schon lange nicht mehr.
Rechts (SVP) und Links (SP) machen vor, was sie alles von den Amerikanern abgeguckt haben und produzieren ein schlechtes Wahlkampf-Remake-Light. Die Mitte beschliesst zunächst, sich aus dem Gezanke rauszuhalten und keine Position zu beziehen, nicht einmal zu sich selber. Zumindest könnten sich diese beiden bürgerlichen Parteien zusammenraufen, so hätten wir endlich eine starke Mitte, aber wie soll das gehen, wenn schon die beiden Parteipräsidenten Pelli (FDP) und Darbellay (CVP) keinen Hehl daraus machen, dass sie sich nicht unbedingt sympathisch sind. Immerhin kritiseren beide Mitteparteien nun den Wahlkampf der Rechten und die Reaktionen der Linken.
Trotzdem liegen meine Wahlzettel immer noch unangetastet vor mir. Die Entscheidung Parteilisten einzulegen und auf eine Köpfewahl zu verzichten wird mir relativ schnell klar. Wenn man Gesamtschweizerisch etwas verändern will, sollte die Partei, deren Ziele den eigenen Vorstellungen entsprechen, unterstützt werden. Ausserdem sind Parteiziele leichter zu eruieren als diejenigen der einzelnen zu wählenden Personen, die mich immer noch, ohne Muskelkater zu kriegen, anlächeln und mir langsam aber sicher meine Frühstücksmilch ansäuern.
Eine weitere Überlegung ist auch die Zusammensetzung unserer Exekutive wert. Seit 2003 die Zauberformel von rechts gesprengt wurde, möchte man möglichst den zweiten SVP-Sitz im Bundesrat und den damit verbundenenen Politiker so schnell wie möglich los werden. Dies gelingt, wird ein hoher Wahlsieg der Partei erzielt, die damals ihren Sitz räumen musste. Ob die Christlichdemokraten das schaffen werden, bezweifle ich noch, obwohl die CVP-Bundesrätin Doris Leuthard viel für den Aufschwung ihrer Partei beiträgt.
Als Alternative bieten sich Grün an. Diese gibt es nun auch liberal und beweisen mir einmal mehr, dass „liberal“ als Allerweltswort im Wahlkampf seine wahre Bedeutung längst verloren hat. Sind aber die Leute unzufrieden, wählen sie vermehrt Grün. Wäre es nicht eine befriedigende Vorstellung, wenn der zweite SVP-Sitz wegen eines Grünen Wahlsiegs geräumt werden müsste? Doch davon sind wir weit entfernt, wenn man dem neusten Wahlbarometer glauben will, welches die SVP als dominante Nationalratspartei anführt und somit auch die Sitze im Bundesrat halten wird.
Wahrscheinlich ist auch, dass die Mitteparteien noch mehr Stimmen verlieren, Rechts und Links gleich stark bleiben und unsere Politik langsam zur Oppositionspolitik verkommt, die schlussendlich der Schweiz mehr schaden denn nützen wird. Und ein Sequel dieses Wahlkampfes ist dann leider vorhersehbar.
So wird bei mir heute höchstens kummuliert, sicher aber nicht panaschiert. Ich entscheide mich für eine Partei und lege deren Liste ein.
Wer noch Entscheidungshilfe braucht, kann sich hier durchklicken. Interessante politische Wortmeldungen findet ihr bei diversen Bloggern, wobei sich dieses Blog mit dem wunderbar zur Wahlkampfsernüchterung passenden Titel „Henusode“ deutlich hervorhebt.
Klare Position bezieht dieser Blogger, was ihn aber nicht weniger lesenswert macht.
Eines ist jedenfalls sicher: es wird gewählt. Denn, und damit stimme ich den Roten zu, wer nicht wählt, wählt Rechts. Denn wie blind deren Wähler auch sein mögen, eines können sie, Wahlzettel korrekt einlegen.