Würde nach amerikanischem Vorbild die Woche am Sonntag schon beginnen, könnte ich diese paar Tage wirklich als die abwechslungsreichsten im Jahr 2009 beschreiben.
Die Entdeckung, dass Fussball auch ohne „The Häberlis“ Spass machen kann, sollte nicht die erste Überraschung sein. Auch ist ein Stadion voller Männer für eine Frau wie mich wie Schlussverkauf bei Esprit für meine Freundin: Ein riesiger Spielplatz voller ausgezeichneter Schnäppchen, und da biergetränkt, besonders kontaktfreudig.
Der Montag war dann trotz Bierkater energiegeladen und für einmal habe ich im Kraftraining meine weiblichen und ziemlich überraschten Freunde beim Heavy Lifting überboten.
Der Trainingserfolg zeigte sich schon am nächsten Tag und wegen zu langem, selbstverliebten Betrachtens meiner gestrafften Silhoutte im Ganzkörperspiegel kam ich 15 Minuten zu spät zur Arbeit. Da mein Vater zu meiner freudigen Überraschung seinen Geburtstag in der besten Pizzeria Solothurns feiern wollte, verzichtete ich auf’s Mittagessen und beschloss lieber, mich auf die Suche nach weiterer ungepolsteter Unterwäsche zu begeben. Calvin Klein, zwar ohne Polster, dafür mit mehreren, dick satinierten Schichten schaffte mich zwar auch nicht zu überzeugen, aber immerhin gab er mir die Gewissheit in der Welt von Kate Moss immerhin untenrum wieder M-klassig zu sein. Gut, dass Panties unter der Hüfte getragen werden. Gepusht mit viel guter Laune habe ich zu meiner eigenen Verwunderung mehr gearbeitet, als je an einem Dienstagnachmittag vorher. Die Pizza nach dem Tanztraining, die interessanten Gespräche mit der Familie und ein guter Ausflugstipp meines Vaters, sollte ich einmal mit einem IT-ler anbändeln, rundeten den Tag perfekt ab.
Tag darauf sollten mich gleich zwei Männer „enttäuschen“. Zumindest einer hatte aber einen höchst ehrenwerten Grund. Ich hätte danach sehr gerne meinen absoluten Lieblingsmann angerufen und ihm nochmals gesagt, wie gern ich ihn habe, aber mein Vater mitsamt Golfbag war schon unterwegs in die wohlverdienten Tage an der südlichen Sonne. Das viele Nachdenken ebnete den Weg für eine immer wie schlimmer werdende Triefnase, zu Niesen, dann Husten und Schüttelfrost.
In der Nacht auf heute war ein Güterzug über meinen Kopf gefahren und an aufstehen war nicht zu denken. Da ein Unglück selten alleine kommt, war über Nacht auch noch die Toilettenspülung ausgestiegen. Die im Internet heruntergeladene Beschreibung des UP-Toilettensystems half mir auch nicht weiter und nachdem ich vieles ausgebaut hatte, wusste ich sowieso nicht mehr, wie es ursprünglich zusammengesteckt gehört. Der Sanitärdienst meiner Verwaltung meinte keinen Termin vor Freitag zu haben. Ich erzählte von einer erfundenen Essenseinladung meiner Eltern am Abend und es sei sehr dringend und wurde daraufhin mit dem Servicemonteur verbunden. Die junge und sympathische Stimme versprach dann doch, innert 2 Stunden vorbeizuschauen. Ich hatte 2 Stunden um meine Erkältung einigermassen zu überschminken, musste eine halbe Tonne gebrauchter Taschentücher verschwinden lassen um das imaginäre Essen einigermassen glaubhaft zu vermitteln.
Hätte ich gewusst, was mich da erwartet, ich hätte den Kerl nicht im Trainingsanzug erwartet. Aber dieses Mal war er immerhin von Nike, Calvin Klein hielt alles in Form und ich war nicht ungeschminkt. Der Mann hätte als Nebenberuf Mr.Schweiz-Kandidat, Gigolo oder Surflehrer in einem Single-Resort sein können. Er sah mich wohl genauso überrascht an, wie ich ihn. Danach entdeckte er wohl Calvin Klein und kurz darauf den YB-Schal, der unter der St.Pauli-Tasche versteckt war, und ich fühlte mich relativ schnell nicht mehr so kränklich. Schnell wusste ich, dass ihm meine Wohnung gefällt und er gerne zur Einweihungsparty gekommen wäre, wo im Fussballstadion er seinen Stammplatz hat, dass er sogar dort in der Nähe wohnt, seinen Kaffee mit Zucker trinkt, an’s U2-Konzert nach Barcelona geht und nicht so recht glauben wollte, dass Basel eine tolle Stadt sei. Er versicherte mir, dass die Berner Männer ungeahnte Qualitäten haben und ich mich dessen sicher auch bald gewiss sein könnte.
Als er ging nannte er mich „Schätzeli“. Und ja, die Toilette funktioniert auch wieder.