Bisher war mein Fitnesscenter eine Oase für von Pärchen gestresste Singles wie mich. Ein ganzes Studio voller Individuen, mit denen man frei kommunizieren konnte, ohne dass belanglose Trainingsgespräche plötzlich zu dritt geführt werden müssen. Eine der wenigen Freizeitaktivitäten, bei denen die Menschen hier in Bern nicht paarweise auftauchen. Das und Schuhe kaufen.
Ausserdem scheint meine Muckibude, entgegen der heutigen Meldung im Tagesanzeiger, tatsächlich auch ein Wohlfühloase für die Augen zu sein: Wo man hinschaut junge bis mitteljunge – das wäre dann so etwa mein Alter – und voll im Saft stehende Männer und Frauen. Sogar die etwas älteren Mitglieder sind allesamt besser trainiert als meine Wenigkeit. Manche mag das abschrecken, für mich ist es absolut motivierend, wenn ich langsam merke, dass sich meine Kraterlandschaft über den Gesässmuskeln den straffen Popöchen der anderen Damen nähert. Zugegeben, die Einbildung spielt hier gewiss eine grosse Rolle, aber darum geht es gar nicht.
Was ich eigentlich erwähnen wollte ist, dass es hier weder nach Perskindol, noch nach Ampfer oder Weleda-Crèmes riecht. Es riecht nicht einmal nach Schweiss. Es ist also auch eine olfaktorische Oase für die von diversen Menschengerüchen im ÖV nach Feierabend gequälte Riechschleimhaut.
Bis heute:
Er kam, er sass und er stinkte stank.
Und natürlich setzte er sich bei 20 freien Fahrrädern ausgerechnet neben mein Trainingsgefährt. Zwei Stunden – hundertundzwanzig Minuten – siebentausendzweihundert Sekunden in denen ich mindestens jede zweite bis vierte Luft holen musste, um neben des Gestanks nicht auch noch einer Sauerstoffschuld zu erliegen. Meine Nase war so eingezogen, dass ich bestimmt bleibende Falten davontragen werde. Muss ich nun extra erwähnen, dass im Verlauf des Trainings nicht nur die Schweissmenge unter seinem Schwinn zunahm?
Ich hätte zu gern was gesagt, aber wie formuliert man das am besten? „Hej Junge, Deo vergessen?“ – „Uff, hast du diese Woche schon geduscht?“ – „Bist du das, der so stinkt oder bin ich das?“ – „Tut mir leid, aber ich kann dich nicht riechen.“ Oder doch eher galant? „Huch, mein Velo spinnt, ich nehm ein anderes. Am anderen Ende des Raums.“ Leider prägte mich eine Geschichte aus Gymnasialzeiten, als ich regelmässig wegen des strengen Körpergeruchs eines Mitschülers auf Konfrontationskurs war. Es endete meistens so, wie jede Auseinandersetzung zwischen mir und Vertretern des männlichen Geschlechts: schweigend. Manchmal heulte er auch.
Ich beschloss also, das ganze wie eine Frau zu ertragen: mit Kussmaul-Atmung.